Published: Sun 07 January 2018
By Lumi Payer
In On the Road .
tags: Alaska Gletscher
Nun sind wir also fuer sechs Tage auf dem Schiff, der Island Princess, einquartiert. Die ersten zwei Tage nach dem Start in Whittier werden wir nur auf dem Wasser sein, bevor wir dann nach Skagway, Juneau und Ketchikan kommen werden. Aber zuerst gibt es nun ein paar Gletscher zu bestaunen!
Yakutat Bay
Tage auf See sind unglaublich entspannend. Ausschlafen, Fruehstuecken, durch das Schiff schlendern, lesen und Kaffee trinken, irgendwann Zmittag essen, in das Sportzenter gehen, danach im Whirlpool entspannen... So kann man es sich gut gehen lassen!
Das Schiff faehrt uns unterdessen gemuetlich in die Yakutat Bay hinein. Unser riesiges Kreuzfahrtschiff faehrt bis ganz nach hinten in die Disenchantment Bay hinein, damit wir den Hubbard Gletscher bestaunen koennen. Wir sind nicht die ersten, auch ein anderes Schiff hat es schon hier hin geschafft.
Durch dieses andere Schiff werden einem die Dimensionen erst richtig bewusst. Der Hubbard Gletscher ist an dieser Stelle etwa zehn Kilometer breit!! Unglaublich! Und ueber hundert Meter hoch. Wow.
Langsam kommen wir naeher, und kriegen eine immer bessere Sicht auf die Gletscherzunge. Der gesamte Gletscher ist ganze 122 km lang!
Eine gute Stunde lang steht das Schiff einfach da, nur ein paar hundert Meter vom Eis entfernt, und alle stehen an Deck und bestaunen den riesigen Gletscher. Es ist wirklich sehr eindruecklich, und die hellblau leuchtende Farbe ist in Echt noch schoener als auf Fotos! Manchmal kalbt der Hubbard, und Mathias macht es sich zum Ziel, die Wasserfontaenen fotografisch festzuhalten, was ihm nicht schlecht gelingt.
Nur ungern mag man seinen Blick losreissen von so einem gewaltigen Naturspektakel. Das Schiff faehrt langsam wieder zur Bucht hinaus, aber wir stehen noch immer am Gelaender und staunen.
Nur einer laesst sich absolut nicht beeindrucken, weder vom Gletscher noch vom riesigen Schiff, welches nur knapp neben ihm vorbei schwimmt: Diese Robbe auf ihrer Eisscholle!
Wir kriegen langsam kalt und verziehen uns wieder unter Deck, aber irgendwie habe ich immer noch nicht genug gesehen...
Dann gibt es leckeren Znacht, gute Abendunterhaltung, und anschliessend viel Schlaf. Tage auf See sind toll!
Glacier Bay
Fuer den naechsten Seetag sind noch einmal zwei Gletscher angesagt. Unser Schiff faehrt uns in die Glacier Bay hinein. Die ganze Bucht ist ein riesiges Naturschutzgebiet. Das Schiff darf nur in Begleitung von Rangern hinein, und es wird ganz gut geschaut, dass auch bloss nicht ins Wasser geworfen wird. Recht so!
Die ganze Bucht ist ziemlich spektakulaer anzusehen, da sie relativ eng ist und man daher beide Seiten gut sieht. Erst recht spannend wird es, als wir in den Tarr Inlet einbiegen, eine noch schmalere Seitenbucht. Dort hinein fahren wir, um uns den Margerie Gletscher anzusehen.
Verglichen mit dem Hubbard Gletscher gestern ist der Margerie Gletscher ziemlich winzig, gerade mal 34 km lang. Die Gletscherzunge ist 1,6 km breit und etwa 80 Meter hoch.
Mathias versucht wieder, den Gletscher beim Kalben zu erwischen. Es ist schon spannend, wie viel Aktivitaet passiert, und das schon nur in der kurzen Zeit, in welcher wir hier sind!
Nach dem Tarr Inlet geht es noch zum John Hopkins Inlet, einer anderen kleinen Nebenbucht. Auch hier gibt es einen Gletscher zu bestaunen, den Lamplugh Gletscher. 1,2 km breit ist er, und etwa 45 Meter hoch. Sieht schon schoen und eindruecklich aus!
Obwohl, der Hubbard Gletscher vom Vortag war noch ein bisschen beeindruckender, einfach nur weil er massiv groesser war. Wenn man die gleiche Tour vom Sueden nach Norden machen wuerde, waere die Steigerung wahrscheinlich eindrucksvoller. Aber wir machen jetzt halt die Tour vom Norden in den Sueden. Auch gut, schoen war es so oder so!
Skagway
Nach den zwei Tagen auf See landen wir heute in Skagway. Nach einem staerkenden Fruehstueck montieren wir die Wanderschuhe, und los gehts! Wir wollen zum Upper Dewey Lake wandern. Der Wanderweg ist gut markiert, und auch recht gut besucht. Viele Skagway-Touristen, darunter viele Cruise Passagiere, nutzen den Tag, um sich die Beine zu vertreten. Bloss: Die Allermeisten wollen nur zum Lower Dewey Lake! Der ist zwar auch sehr schoen anzuschauen, aber die Wanderung hierhin ist nur ein Bruchteil der ganzen Strecke. Kaum sind wir ueber den Lower Dewey Lake hinaus, sind wir praktisch alleine.
Die Wanderung ist auch ziemlich fordernd. Wir bezwingen einige Hoehenmeter - etwa 930, um genau zu sein. Und einen ziemlichen Teil der Strecke geht es auf einer in die Felsen gehauenen Treppe steil bergauf. Dafuer wird man oben mit einer wunderbaren Aussicht belohnt! Zwar nicht auf Skagway, aber immerhin auf den See und die umliegenden Berge.
Die Wanderwege sind ziemlich gut gewartet, nur einmal entdecken wir eine kaputte Bruecke. Mathias hat sie nicht kaputt gemacht, ehrlich!
Wir finden einen super Ort fuer unsere Zmittags-Sandwich-Pause: Auf einem grossen Stein neben einem rauschenden Bergbach mit bester Aussicht. Nun ja, etwas weniger neblig duerfte es sein, aber das scheint in Alaska normal zu sein...
Frisch gestaerkt machen wir uns an den Abstieg. Wie das Wasser nutzen wir die Schwerkraft! Nur nicht ganz so schnell. Die vielen Stufen und die starke Steigung gehen ganz schoen in die Knie.
Nach unserer Wanderung haben wir noch genug Zeit, um uns Skagway anzusehen. Die ehemalige Goldgraeberstadt lebt heute hauptsaechlich vom Tourismus. Normalerweise hat das winzige Staedtchen um die 1000 Einwohner, aber in den Sommermonaten, wenn der Tourismus blueht, sind es etwa doppelt so viele!
Skagway war zu Zeiten des Klondike-Goldrausches ein extrem wichtiger Stuetzpunkt. Die ganze Angelegenheit startete 1896, als sich die Nachricht von Goldfunden verbreitete, und 100'000 Maenner (und ein paar wenige Frauen) sich auf den Weg nach Alaska machten. Die meisten davon waehlten den Weg auf dem Wasser nach Skagway und gingen von dort auf dem Landweg weiter nach Dawson City.
Es war uebrigens so schwer dahin zu kommen, dass es Monate ging, bis die ganzen Goldgraeber dort ankamen. Die allermeisten Claims waren schon vergeben, und Gold gab es auch nur sehr wenig zu finden. Aber: Viele der Maenner, die hier hin gekommen waren, blieben trotzdem hier und bauten Siedlungen und eine Infrastruktur (z.B. eine Eisenbahn von Skagway nach Whitehorse) auf. Durch die vielen neuen Siedler entstanden Arbeitsplaetze (Kaufhaeuser, Schneider, etc.), und da viele ihr ganzes Geld aufgebraucht hatten, um ueberhaupt erst hierhin zu kommen, blieben sie halt da und bauten sich ein neues Leben auf. Etwa so sieht die Stadt dann auch aus.
Wir haben sogar noch Zeit, uns ein paar Goldgraeber-Museen anzusehen, was sehr spannend ist, und auch eine Eisenbahn kann man anschauen sowie diese Statue vom armen Goldgraeber.
Anschliessend geht es zum Znacht zurueck auf das Schiff!
Juneau
Ueber Nacht bringt uns das Schiff nach Juneau. Die Kleinstadt mit nur gerade mal 30'000 Einwohner ist die Hauptstadt von Alaska, und ist lustigerweise nicht auf dem Landweg erreichbar, weil sie rundherum von riesigen Gebirgen umgeben ist. Was wiederum aeusserst einladend fuer Wanderungen ist!
Fuer heute haben wir uns den ausgesprochen beliebten Mount Roberts ausgesucht. Der ist (unter anderem) so beliebt, weil es eine Gondelbahn zu einer Station irgendwo in der Mitte des Berges gibt. Das ist natuerlich die Attraktion unter den Cruise Passagieren. Wir jedoch wandern selbstverstaendlich hoch! Zuerst fuehrt uns der Weg durch die halbe Stadt hindurch, und anschliessend in den Regenwald hinein. Nach einigen Hoehenmetern durch den Matsch mit fast keinen anderen Leuten kommen wir zu dieser Mittelstation, und wir sind fast ein bisschen ueberrumpelt von der Menge an Leuten, die uns so ploetzlich umgibt! Also wandern wir schnell wieder weiter, denn schon nach wenigen hundert Metern sind wir wieder praktisch alleine in der Natur.
Kommt man hoeher hinauf, so bekommt man dafuer bessere Aussicht. Die dahinterliegende Bergkette ist schon imposant!
Zwischengipfel-Selfie!
Hat man die Hoehe erst mal erreicht, geht es auf einem Grat ohne grosse weitere Steigung weiter. Links von uns eine riesige Bergkette, rechts die Aussicht auf den Gastineau Channel, die Meerenge an welcher Juneau liegt. Wunderschoen!
Beim Gipfel holen wir den obligaten Geocache ab, und dann geht es wieder retour. Rechts von uns die riesige Bergkette, links der Gastineau Channel!
Die Wanderung bisher war ziemlich anstrengend, und mir tun noch ein bisschen die Knie weh von der Wanderung gestern. Daher sind wir erfinderisch und nutzen einen Plastiksack, um ein Stueck hinunter zu schlitteln!
Das geht erstaunlich gut, und erstaunlich schnell, und das riesige Grinsen von Mathias zeigt, wie viel Spass das gemacht hat!
Da wir ein bisschen Zeitknappheit haben - wir muessen heute bereits um vier wieder auf dem Schiff sein - und weil meine Knie weh tun, beschliessen wir, die Gondel von der Mittelstation hinunter zu nehmen.
So haben wir noch einmal eine schoene Aussicht auf den Gastineau Channel! Interessant ist, wie man hier sehr schoen sieht, wie verschieden grosse Gletscher die Gegend verformt haben.
Ketchikan
Am naechsten Morgen werden wir in Ketchikan abgeladen. Die Hauptsehenswuerdigkeiten hier sind die zig Totempfaehle, die in der ganzen Stadt stehen. Totempfaehle haben uebrigens nichts spirituelles oder religioeses an sich, sondern zeigen die soziale Hierarchie eines Stammes oder einer Familie auf. Im Gegensatz zu unserer westlich-intuitiven Annahme ist nicht die oberste Position, sondern die unterste Position die wichtigste.
Auch in Ketchikan gehen wir ein wenig wandern, aber nicht mehr ganz so weit wie bisher. Erstens sind wir von den letzten paar Tagen ziemlich geschlaucht, und zweitens sagt der Wetterbericht fuer den Nachmittag Regen voraus. Also wandern wir sehr passend durch den Regenwald. Wir absolvieren den Rainbow trail, und weil uns das nicht genuegt und es noch nicht regnet auch noch den Rainbird trail.
Zwischendurch muss Mathias fuer ein paar Geocaches ein paar Klettereinlagen darbieten.
Danach setzen wir uns fuer ein paar Stunden in ein Cafe, weil es nun tatsaechlich in Stroemen regnet. Zum Glueck hoert es wieder auf, bevor wir zum Schiff zurueck muessen. So koennen wir nochmal einen Spaziergang durch Ketchikan machen. Dabei entdecken wir diese interessante Strasse. Mut haben sie ja, diese Alaskans!
Zum Abschluss unserer Reise haben wir noch einmal einen gemuetlichen Ausspann-Tag auf See, bevor wir in Vancouver ankommen und von dort mit dem Flieger wieder nach Indiana duesen. Schoen war es! Sehr entspannend, wir konnten viel Natur tanken, wandern, super essen, waren jeden Tag im Whirlpool... Absolut empfehlenswert, diese Cruise. Zwei Dinge wuerde ich fuer ein anderes Mal wahrscheinlich aendern: Ich denke, dass die Reise von Sueden nach Norden etwas spannender aufgebaut waere, und ich wuerde wahrscheinlich irgendwo noch eine Wal-Bootsfahrt anhaengen. Wale haben wir naemlich leider nur aus der Ferne gesehen, die kommen meistens nicht so nahe zum grossen Schiff. Aber insgesamt waren es superspannende und -entspannende Ferien!