Kaum wieder zuhause, machen wir uns also erneut auf Reise. Via San Francisco - einmal mehr - fliegen wir nach Anchorage. Die Aussicht beim Anflug laesst absolut nichts zu wuenschen uebrig!

Uebrigens geht es hier bereits auf Mitternacht zu. Aber im Sommer wird es so hoch im Norden natuerlich erst recht spaet dunkel!
Flattop Mountain
Am naechsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Flattop Mountain. Fuer den Anfang haben wir uns ein einfaches Touristen-Ausflugsziel ausgesucht: Der Gipfel ist gerade mal auf 1000 Meter ueber Meer, und der Parkplatz ist bereits auf 600 Meter. Der Flattop Mountain ist der meisterkletterte Berg in Alaska!
Der Berg heisst uebrigens logischerweise so, weil der Gipfel abgeflacht ist. Aber warum ist das so? Weil frueher mal ein Gletscher darueber gerollt ist und den Gipfel einfach abgetragen hat!

Waehrend die Wanderung zuerst eher einem Spaziergang gleicht, muss man fuer das letzte Stueck doch noch ziemlich klettern. Manche Touristen geben hier bereits auf, aber uns macht es riesig Spass. Und oben gibt es ein Gipfelselfie!

Der Himmel ist ein bisschen verhangen und fuer Hochsommer ist es ziemlich frisch, aber das wussten wir ja und haben entsprechende Kleidung mitgebracht. Dafuer wird man oben mit toller Aussicht belohnt.

Auch auf die Stadt Anchorage sieht man. Mit gerade mal 300'000 Einwohnern ist es doch die groesste Stadt in Alaska. Faszinierender ist jedoch die imposante Bergkette im Hintergrund!

Fuer den ersten Tag ist der Flattop Mountain ein sehr geeignetes Ziel, um sich zu aklimatisieren und in den Wandermodus zu kommen. Die Wanderung dauert nicht allzu lange, so dass wir abends noch Zeit haben, die Stadt zu erkunden. Auf dem Weg zurueck begegnet uns noch einer der etwa 250 Elche, die auch in Anchorage wohnen...

Da ist man dann manchmal doch froh, in einem Auto zu sitzen!
Wolverine Peak
Fuer den zweiten Tag haben wir uns eine etwas herausfordernde Wanderung ausgesucht: Den Wolverine Peak! Der ist zwar nur unwesentlich hoeher als der Gipfel des Flattop Mountains, aber man beginnt weiter unten und laeuft eine Schleife. Zuerst geht es ein Stueck durch den Wald, aber wir begegnen weder Baeren noch Elchen.

Danach geht es ueber eine riesige Gruenflaeche weiter. Im Gegensatz zu gestern sind hier ausser uns nur sehr wenig Menschen unterwegs.

Auch von hier hat man beste Sicht auf Anchorage!

Je weiter und hoeher wir kommen, desto mehr naehern wir uns dem Nebel, der um den Gipfel haengt. Und desto matschiger wird der Boden. Ganz schoen anstrengend!

Irgendwann sind wir dann mitten im Nebel drin. Hier liegt teilweise sogar noch Schnee! Man sieht nicht mehr allzu weit, aber den Gipfel sieht man. Mit einem klaren Ziel vor Augen stapfen wir weiter. Denn beim Gipfel ist ein Geocache versteckt!

Im Nebel drin ist es ziemlich kuehl und feucht, wie man an der Muetze von Mathias ziemlich deutlich sieht. Aber wir sind bester Laune, wie das Gipfelselfie beweist!

Aussicht gibt es von hier oben nicht wirklich, daher halten wir uns nicht allzu lange auf dem Gipfel auf und machen uns ziemlich schnell wieder an den Abstieg.

Auf dem Rueckweg finden wir dafuer noch etwas Interessantes. Wer hat eine Ahnung, was das ist?

Wir haben ziemlich lange ueberlegt, was es sein koennte, aber wirklich Sinn macht eigentlich schon nur ein Flugzeug. Und tatsaechlich, als wir spaeter danach googeln, finden wir die Information, dass 1956 ein Kleinflugzeug mit 5 Passagieren hier in den Berg gekracht ist. Nur etwa hundert Meter unter dem Gipfel, wenige Kilometer vom Flughafen Anchorage entfernt. Das Flugzeug ist abgebrannt, und die fuenf Passagiere konnten nur noch tot geborgen werden. Sie wurden mit einem Helikopter abtransportiert, aber die Maschine (oder was davon uebrig war) wurde einfach liegen gelassen. Spannend. Die Unfallursache ist uebrigens nicht bekannt, aber man nimmt an dass sie wegen Nebel vom Weg abkamen. Der Pilot habe noch per Funk angekuendigt, mit dem Sinkflug zu beginnen - offenbar etwas zu frueh oder am falschen Ort. Ungeschickt.
Portage
Unsere zwei Tage in Anchorage sind bereits wieder um. Heute lassen wir uns nach Whittier transportieren, von wo am Abend die Cruise starten wird. Unterwegs versuchen wir noch, ein bisschen Wildlife zu entdecken. Hier bestaune ich gerade Bergziegen. Oder zumindest weisse Punkte am Berg, von welchen der Fahrer behauptet, es seien Bergziegen.

Anschliessend werden wir zum Alaska Wildlife Conservation Center in Portage gefahren. Das ist ein Center, welches verletzte oder nicht ueberlebensfaehige Wildtiere aufnimmt und aufpaeppelt. Wenn es geht, werden sie irgendwann wieder frei gelassen, manche jedoch bleiben ein Leben lang im Center, zum Beispiel weil sie nicht ueberlebensfaehig waeren, oder bei Baeren zum Beispiel weil sie sich zu sehr an Menschen gewoehnt haben, und es gefaehrlich waere, sie wieder frei zu lassen.
Wir kriegen also endlich ein paar Tiere zu sehen, was wir vorher in der freien Wildbahn nicht geschafft haben. Mehr Elche zum Beispiel.

Oder Moschusochsen. Wir lernen, dass sie zur Familie der Ziegen gehoeren. Sowas.

Eindruecklich sind natuerlich die Baeren. Gerade bei Schwarzbaeren ist man dann doch froh, wenn man einen Zaun dazwischen hat. Uli, die Schwarzbaerin aus dem Center, wurde als kleines Baerenjunges mutterlos aufgefunden und hier hin gebracht.

Auch zwei Braunbaeren hat es. Diese wurden gerettet, als ihre Mutter erschossen wurde, weil sie eine Elchkuh mitten in einem Wohngebiet gerissen hat. Die Kleinen konnten eingesammelt und ins Center gebracht werden. Braunbaeren sind extrem eindruecklich, und dass man sie von ganz nahe - mit weniger als einem Meter Abstand! - anschauen kann, ist ziemlich ueberwaeltigend. Diese Pranken! Und die Zaehne! Und wenn die Baeren auf die Hinterbeine stehen, sind sie groesser als Mathias. Wow!

Wir kriegen einige Tiere zu Gesicht: Rentiere, Bisons, Rehe, die Baeren, Elche, Fuechse, Woelfe... Und eben, die Moschusochsen.

Alles sehr eindrueckliche, spannende Tiere. Tja, und dann ist da noch... Snickers. Snickers, das Stachelschwein. Snickers, der als Haustier aufgewachsen ist und seither denkt, er sei ein Huendchen, und immer mit Menschen spielen und gestreichelt werden will. Als wir bei seinem Gehege stehen, kommen zwei Waerterinnen und bespruehen alles in seinem Kaefig mit Deo, weil Snickers gotterbaermlich stinkt... Als sie wieder zum Kaefig hinaus gehen, schreit oder winselt der arme Snickers so jaemmerlich, dass man sofort Mitleid mit ihm kriegt und ihn streicheln will. Das empfiehlt sich aber nur mit sehr guten Handschuhen!
Snickers wird oft mitgenommen, wenn jemand vom Center in eine Schulklasse geht. Da er klein und an Menschen gewoehnt ist, kann man ihn problemlos in ein Schulzimmer bringen. Die Waerterinnen versichern uns also, dass Snickers wirklich nicht zu kurz komme, was Streicheleien angeht. Die Schreie sind trotzdem herzerweichend!

Wer sich uebrigens fragt, wie Snickers wieder von seinem Huettchen herunter kommt:

Stachelschweine koennen sehr gut klettern! Wer mehr von Snickers sehen will, kann das hier tun.
Schliesslich geht die Fahrt weiter zum Portage Lake. Der 5 Quadratkilometer grosse Gletschersee zeigt sich von seiner besten Seite!

Leider waechst der See stetig, weil der Portage Gletscher stetig schmilzt...
Whittier
Nach dieser spannenden Reise werden wir in Whittier abgeladen, direkt vor dem Cruise Schiff. Praktisch! Wir schnappen unser Gepaeck und checken ein. Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, goennen wir uns einen spaeten Zmittag oder fruehen Znacht mit bester Aussicht im Panorama Buffet.
Waehrend wir so ueber Whittier schauen, faellt uns beiden ein Podcast ein, den wir mal gehoert haben. Dabei ging es um eine Stadt in Alaska, die nur aus einem einzigen Wohnblock besteht, in welchem alle Einwohner leben, und wo sich eigentlich das gesamte Leben der Stadt abspielt. Wir fragen uns, ob es tatsaechlich sein kann, dass wir in dieser Stadt gelandet sind. Eine kurze Google-Suche bestaetigt uns: Ja, das ist tatsaechlich Whittier! So lustig. Als wir den Podcast damals gehoert haben, haetten wir uns selbstverstaendlich nie traeumen lassen, dass wir irgendwann hier sein wuerden! Und dann sind wir hier, ohne es zu realisieren. Sowas.
Da nach dem Essen bis zur Abfahrt noch reichlich Zeit ist, gehen wir nochmal von Bord, um uns Whittier doch noch von Nahem anzusehen. Den einen Wohnblock muessen wir also schon begutachten! Aber schon der Weg dort hin ist spektakulaer: Es gibt einen riesig langen Fussgaengertunnel aus Wellblech.

Nach dem Tunnel kommen wir also zu dem einen Wohnblock. Saemtliche 214 Einwohner der Stadt wohnen hier. Faszinierend. Als ich damals den Podcast hoerte, stellte ich mir einfach einen einsamen Block irgendwo im Schnee vor. Ganz so ist es dann doch nicht: Es gibt schon noch andere Gebaeude. Whittier wurde waerend des zweiten Weltkrieges als Militaerstuetzpunkt errichtet. Es gibt einen Hafen und einen Bahnhof. Auch ein paar Militaergebaeude stehen immer noch, wenn sie auch hauptsaechlich leer stehen. Auch ein Schulhaus gibt es ausserhalb des Wohnblocks. Man kann es jedoch per unterirdischem Tunnel erreichen, was wohl vor allem im Winter gute Gruende hat. Alles andere ist jedoch in dem einen Wohnblock untergebracht: Wohnraeume, Gemeindeverwaltung, Einkaufsmoeglichkeiten, Spital, Post, Bank, Kirche... Ein paar Raeume sind ein Hotel, und es gibt sogar ein Schwimmbad. "City under one roof" nennen es die Einwohner von Whittier. Sehr faszinierend. Aber ich bin ziemlich sicher, dass es fuer mich nichts waere!

Obwohl die Lage schon sehr idyllisch ist. Berge, Waelder, Meer... Schon nicht schlecht!

Wir schauen uns noch ein bisschen im restlichen Dorf um. Neben den Hafengebaeuden gibt es hauptsaechlich noch ein paar Einrichtungen fuer Touristen: Souvenirlaeden, Cafes und so. Und, als i-Tuepfelchen, es gibt auch ein paar Geocaches in Whittier. Was will man mehr!

Nachdem wir die Stadt mehr als ausgiebig angeschaut haben, gehen wir zurueck an Bord und richten unser Zimmer ein. Normalerweise haben wir immer Innenkabinen, aber bei dieser Cruise, wo es um Gletscher und Wale und so gehen soll, haben wir uns dann doch fuer eine Aussenkabine entschieden.

Wir sind bereit, die Fahrt kann losgehen!