Da wir noch zwei Tage Zeit haben, haben wir uns eine Wanderung in der Naehe von Xi'an ausgesucht, und zwar Mount Hua, oder Huà shān. Das Abenteuer beginnt aber wie immer schon in Xi'an, beim Zugtickets kaufen. Unterdessen bin ich aber schon ein halber Profi, und es klappt alles problemlos: Von der Metro zum Bahnhof bis hin zu der Kommunikation mit der Schalterdame.
Nun muessen wir nur noch den Zug finden. Wir sind positiv ueberrascht von der Organisation am Bahnhof! Der Bahnhof in Xi'an ist recht neu und daher voll modern. Man kommt nur mit einem Ticket zum richtigen Perron, so wird sicher gestellt dass nur Leute die fahren duerfen ueberhaupt einsteigen koennen. So aehnlich wie viele Metro-Systeme funktionieren. Alles ist gut angeschrieben, und netterweise auch in unseren Schriftzeichen. Alles also kein Problem.
Der Zug selber ist auch absolut modern und komfortabel. Da man mit dem Ticket immer gleich einen Sitz bucht, muss man sich um die Platzwahl keine Gedanken machen. Da wir jetzt ein Stueck aus der Stadt heraus fahren, sehen wir ein anderes Gesicht von China, mehr langwirtschaftlich und aermer. Wir fahren an enorm vielen Feldern vorbei und sehen viele Leute arbeiten oder mit dem Velo herum fahren. Die Haeuser hier sehen relativ minimalistisch aus. Ein extrem interessanter Kontrast.
Und wir sitzen im Luxuszug und brettern mit 300km/h durch die Gegend. Schon ein sehr seltsames Gefuehl!
Hua Shan
Eine gute halbe Stunde spaeter kommen wir bereits in Huayin an, einer kleinen Stadt (250'000 Einwohner) etwa 120 km oestlich von Xi'an. Von hier muessen wir nun noch den Bus zum Berg finden. Das hat im Reisefuehrer einmal mehr einfacher geklungen als es schlussendlich ist. Kaum kommt man naemlich zum Bahnhof heraus, wird man von Leuten umlagert, die einem Handschuhe (erfahren wir spaeter noch, wozu), Huete, Tickets und sonstigen Kram verkaufen wollen. Aber wir wollen doch einfach nur zu dem Berg! Wir kaempfen uns durch die Masse, suchen den Bus, und finden schlussendlich gluecklicherweise einen Touristen der etwas Englisch kann (ausser uns sind alle Touris Chinesen, Mount Hua ist ein bekannter Reise- und Pilgerort) und uns hilft, den richtigen Bus zu erwischen. Schlussendlich waere es dann doch nicht so schwierig gewesen - es ist einfach der Bus, der am vollgestopftesten ist!
Nach einer kurzen Fahrt kommen wir zum Eingang der Anlage. Der Eintrittspreis ist saftig: 30 Franken pro Person! (Hier ist im Normalfall alles eine Groessenordnung billiger als bei uns. Ein Znacht kostet 2-3 Franken statt 20-30. Der Eintrittspreis waere bei uns also etwa 300 Franken!) Um auf einen Berg zu klettern? Naja, wie gesagt, es ist ein bekannter Pilgerort. Zusaetzlich koennte man sich auch noch eine Gondelbahnfahrt erkaufen, aber wir wollten ja schliesslich wandern. Nur, wo wandert man denn hier los? Hier ist weit und breit noch kein Berg! Schlussendlich finden wir heraus, dass wir am besten den Bus zur Gondelbahn nehmen, dort faengt einer der Wege an. Machen wir also, und kurz darauf geht es endlich los!
Zuerst einmal geht es eine Treppe hoch.
Dann kommt noch eine Treppe.
Dann kommt eine ganz steile Treppe, einfach in den Fels gehauen... Nein, wer genau hinschaut, sieht natuerlich, dass das der alte Weg ist, der nun gesperrt ist. Der Neue rundherum ist jedoch nicht viel anders... Man beachte uebrigens auch die Plattform oben im Bild. Sehr spannend gebaut.
Von der Plattform runter sieht es so aus. Seht ihr den geschlaengelten Weg unten im Gruenen, mit immer mal wieder einer Treppe dazwischen? Und dann dem Fels unten rechts entlang? Ja, das ging es alles hoch. Ziemlich hohe Steigung, das spuert man in den Waedli!
Nach einer kurzen Trinkpause geht es weiter. Noch mehr Treppen erwarten uns. Viele sind einfach in den Berg gehauen. Lustig! Man beachte das rote Band im Baum links. Dass Rot die Gluecksfarbe der Chinesen ist, habe ich ja im letzten Blogpost schon erwaehnt.
Langsam muessten wir doch oben sein, nicht? Wir sind doch schon eine ganze Weile am aufwaerts kraxeln! Doch es wird immer schlimmer und die Steigung immer groesser. Unterdessen geht es schon fast senkrecht den Fels hoch!
Uebrigens, sind euch die Ketten aufgefallen, die netterweise neben allen Treppen angebracht sind? Die sind der Grund, warum die Strassenhaendler Handschuhe verkauft haben, mitten im Sommer. Damit man sich nicht die Haende kaputt macht, wenn man sich an den Ketten festhaelt!
Und dann, endlich, sind wir oben. Nun, zumindest auf einem der Gipfel. Habe ich schon erwaehnt, dass der Berg fuenf Gipfel hat? Ja, zwei davon sieht man auf dem Bild. Die Wanderung ist also noch nicht zu Ende!
Auf dem Weg nach oben waren wir praktisch alleine. Nur alle Viertelstunde oder so ist uns jemand entgegen gekommen. Nun, da wir oben sind, wo auch eine der Seilbahnen endet, ist es gerammelt voll. Und zwar wirklich gerammelt. Und nicht nur Touristen und Pilgerer hat es hier, sondern auch Verkaeufer. Und neben Essen und Trinken verkaufen sie unter anderem auch Schloesser, und eben diese roten Baender, die man dann an die Absperrketten haengen kann.
Langsam werden unsere Beine muede. Der Aufstieg war recht heftig, und jetzt geht es hier oben immer noch immer entweder auf- oder abwaerts. Das geht in die Beine! Aber da wir schon eine Weile keinen Sport mehr gemacht haben, ist das ganz OK. Und die Aussicht ist herrlich. So sieht die linke Seite aus...
...und so die rechte. Der Weg geht dem Grat entlang, man sieht sehr gut wo die vielen Menschen und auch Restaurants sind. Und Taoistentempel. In manchen kann man sogar uebernachten, denn es sei eine ganz spezielle Erfahrung, den Sonnenaufgang von hier oben zu erleben. Viele Chinesen steigen daher mitten in der Nacht auf den Berg. Oder eben, uebernachten oben.
Man kann aber auch in die Ferne schauen, ohne viele Menschen zu sehen. Dafuer gibt es schoene Natur zu bestaunen!
Und hier noch die andere Seite, inklusive der vielen roten Baender und Schloesser. Interessante Bergformationen haben sie hier!
Und noch immer hoert es nicht auf mit Treppen. Um von Gipfel zu Gipfel zu kommen, geht es immer entweder hoch oder runter. Und alle klettern mit, die Kinder wie die Grosseltern! Bei manchen Leuten bin ich ganz froh, dass sie solche Handschuhe gekauft haben und sich gut festhalten... Mathias hingegen macht das Ganze natuerlich mit links.
Leider haben wir nicht genug Zeit, alle fuenf Gipfel abzuklappern, da wir am selben Abend wieder nach Xi'an zurueck wollen. Daher nehmen wir schlussendlich doch die Seilbahn nach unten. Auch ein Erlebnis! Unten steht noch ein Modell des Berges, da sieht man noch einmal gut wie alles aufgebaut ist und wo die fuenf Gipfel (Nord-, Sued-, West-, Ost-, und Mittelgipfel) sind. Der hoechste Punkt ist uebrigens 2,154 Meter hoch, aber da wir nicht wissen auf welcher Hoehe wir angefangen haben, wissen wir natuerlich nicht, wie viele Hoehenmeter wir heute bewaeltigt haben. Es waren aber einige!
Uebrigens, Hua Shan ist bekannt fuer seine gefaerlichen Routen. Vielleicht kommt euch dieses Bild hier bekannt vor. Diese Route ist aber gerade geschlossen, ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen!
Zurueck in Huayin sehen wir noch etwas anderes Spektakulaeres: Es gibt fahrende Spielzeugautos, die man steuern kann! So cool! Warum gibt es das bei uns nicht? Leider muessen wir unseren Zug erwischen, so dass wir keine Zeit haben, eins auszuprobieren.
Zurueck im Hotel fallen wir schliesslich todmuede ins Bett. Was fuer ein anstrengender, aber ueberaus toller Ausflug!
Grosse Wildganspagode
Fuer den letzten Tag in Xi'an bleiben uns noch ein paar Dinge abzuhaken. Hauptsaechlich die grosse Wildganspagode. Die Kleine (ja, die gibt es auch...) haben wir schon einmal abends gesehen, man konnte zwar nicht mehr rein aber es ist ja auch nur die Kleine. Die Grosse wollen wir uns nun aber schon noch ansehen!
Der Park rundherum ist auch schon sehenswert. Zum Beispiel gibt es eine riesige Brunnenflaeche. Zu bestimmten Zeiten wird Musik gespielt, und die Brunnen spritzen eine Choreografie! Auf dem Foto ist uebrigens maximal die Haelfte der Flaeche zu sehen.
Mathias hat einen neuen Freund gefunden...
...waehrend ich mich zum Lehrer und seinen Schuelerlis geselle.
Uebrigens: Die Dame, die einfach so links im Bild sitzt, das ist ein typisches Bild in China. Es sitzen oft einfach irgendwelche Leute irgendwo herum.
Eine weitere Sehenswuerdigkeit in dieser Gegend ist ein grosses Kaufhaus mit einem riiiiesigen Bildschirm an der Decke ueber der Passage. Ja, das Bild ist nicht verkehrt herum - das ist die Decke! Riiiesig!
Einmal mehr laufen wir einem Tempel ueber den Weg und statten Buddha einen Besuch ab.
Mathias gefaellt der Drache jedoch etwas besser!
Und da ist sie nun endlich, die Pagode. 64 Meter hoch, aus dem Jahre 652. Nur der Name ist ein bisschen ein Raetsel. Der Legende nach sei eine Wildgans mit gebrochenem Fluegel vom Himmel gefallen, als ein paar Buddhisten mal kein Essen finden konnten. Nun ja.
Das Coolste an der Pagode ist jedoch, dass man hochsteigen kann! Also testen wir unseren Muskelkater und steigen einmal mehr Treppen hoch. Die Aussicht lohnt sich!
Noch einmal sehen wir ganz viel von Xi'an.
Hier ist auch noch einmal die riesige Brunnenflaeche.
Und im Hintergrund ueberall die Hochhaeuser.
Langsam wird es Zeit, von Xi'an Abschied zu nehmen. Tschuess, Faenti!
Sehr gut hat es uns gefallen. Eine tolle Erfahrung war es! Abenteuerlich, wenn man die Sprache nicht spricht, aber es ist immer so schoen angenehm zu sehen, wie freundlich und hilfsbereit die meisten Menschen doch sind. Und irgendwie kommt man immer durch. Geholfen hat uns zum Beispiel, die Fingerzeichen fuer chinesische Zahlen zu lernen. Das hilft bei Verhandlungen um den Preis bei Strassenhaendlern.
Das Essen war allgemein eine sehr interessante Angelegenheit. Fruehstueck hatten wir ja jeweils im Hotel, aber Abends suchten wir uns immer ein Restaurant oder einen Strassenstand aus. Fein war es jedes Mal! Am besten gefielen uns die Strassengrills. Eine Gruppe Strassenhaendler, oft wohl eine Familie, bauen heweils ein mehr oder weniger grosses Buffet auf. Entweder auf einem Anhaenger, oder sie bringen einen Tisch mit und bauen alles auf. Die Zutaten sind dann einzeln in Kistchen, man bekommt einen Teller und kann sich selber zusammen suchen, was man moechte. Das ist natuerlich fuer mich als Vegi extrem praktisch, ich habe mich dann jeweils an Gemuese und Tofu gehalten. Mathias schlemmte sich durch ein ganzes Sortiment an Meeresgetier. Dann gibt man den Teller dem Koch, und der grillt oder kocht es fuer einen. Meistens haben sie noch ein paar kleine Plastikhocker und ein paar kleine Tischchen an welchen man essen kann. Einfach irgendwo auf dem Trottoir, waehrend nebenher der Verkehr vorbeidonnert. Reis oder Nudeln gibt es meistens gratis dazu. Und kosten tut der Spass dann irgendwie 1-3 Franken oder so, je nachdem was man sich ausgesucht hat. Und lecker ist es! Mjamm! Leider haben wir keine Fotos davon, da ich mich jeweils nicht so dafuer habe, einfach so Leute zu fotografieren. Die Stimmung koennte man eh nicht zufriedenstellend festhalten, daher muesst ihr es euch halt einfach vorstellen.
Nun geht es weiter zum naechsten Stop in China: Beijing! Mal schauen, ob ich die richtigen Zugtickets besorgt habe!