Die Aufbruchsvorbereitungen

Da wir ja nicht mehr allzu lange in der Gegend sein werden, gilt es, den Aufbruch vorzubereiten. Das hat verschiedene Aspekte.

Zum Beispiel: Die Wohnung

Wir hatten das Glueck, dass uns eine nette junge Dame, die vor kurzem ihren Postdoc in Berkeley begonnen hat, den ganzen Hausrat als Gesamtpaket abkaufen wird. Und als Tuepfchen auf dem i sowohl fuer sie als auch fuer uns kann sie mit ihrem Mann gleich in unsere Wohnung einziehen. Das ist sehr praktisch: Wir muessen beim Ausziehen nur alle Moebel auf den Balkon und in die Kueche stapeln, damit der Teppich schaumgereinigt werden kann. Danach koennen die beiden frisch einziehen und die Moebel gleich so einrichten wie sie wollen. Fuer einmal scheint also etwas gut zu klappen. Habe ich erwaehnt, dass das Paar Deutsche sind? Mit Europaeern klappen solche Dinge irgendwie immer...

Wir muessen jetzt also nicht in muehsamer Kleinarbeit alle Moebel, das Geschirr und alle Geraete nach und nach verscherbeln. Das ist sehr angenehm, wir koennen bis zum Schluss ziemlich normal hier wohnen. Nur zwei Dinge muessen wir machen. Einerseits unsere Kleider und persoenliche Dinge durchgehen, um zu schauen was mit muss und was weg kann, und das Ganze etwas ordnen. Andererseits muessen wir langsam die Kueche leer essen. Das hat dann zur Folge, dass solche Dinge wie Ovomaltine-Brownies entstehen:

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Wir hatten von Maetthu damals eine Buechse Ovi bekommen, sehr lecker, aber noch hats so viel dass wir niemals alles trinken werden, also wird das Zeug verbacken! Und langsam lichtet sich der Vorratsschrank.

Zum Beispiel: Die Caches

Langsam geht unsere Zeit hier dem Ende entgegen, und trotzdem gibt es noch soooo viele Caches die wir noch nicht gemacht haben! Aaaah! Und in Lafayette wird es dann nicht so viele geben, leider... Also sind wir noch gross alles am absuchen!

Vor einiger Zeit wurden uns ein paar tolle Caches nahegelegt, die "legendaer" seien. Leider sind die nur fuer premium Mitglieder, und das waren wir damals noch nicht. Jetzt jedoch schon, und daher ueberlegten wir uns, ob wir nicht doch noch ein paar von denen machen sollen, obwohl die etwa eine Stunde von uns entfernt sind. Aber eben, fuer amerikanische Verhaeltnisse ist das ja nix, und zudem, wenn die Caches wirklich legendaer sind, wird sich das ja schon lohnen! Also sind wir am Sonntag runter gebraust und fanden ein paar qualitativ doch sehr geniale Caches! Da ich mal nicht davon ausgehe dass Leute, die meinen Blog lesen, demnaechst in dieser Gegend sein werden, zeige ich ein paar Bilder, die sonst als Spoiler gelten koennten.

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Bei diesem Cache konnte man immer Zweier- oder Dreiergrueppchen verschieben, so wie bei einem Knobelspiel. Der Clou: Man wusste nicht, in welche Richtung oder was zu tun war! Wenn man das richtige Viereck frei "schaufelt", also das unten links, dann kam ein Bolzen zum Vorschein an welchem man ziehen konnte, und dann ging unten die Klapptuer auf und der Cache kam zum Vorschein. So genial!

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Ein anderer Cache hatte Star Trek zum Thema. Man musste mit dem Vulkanier-Gruss auf die Stoepsel druecken, damit die Tuere aufgeht. Im Container drin waren dann noch ganz viele flauschige Baellchen, die wahrscheinlich auf Tribbles, eine Tierart die offenbar in Star Trek vorkommt, anspielen sollen. Sehr schoen gemacht! Der haessliche McDonalds-Becher gehoert nicht dazu, der ist von uns. Wir hatten Durst...

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Mein Lieblingscache war dann natuerlich Davy Jones' Locker:

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Sehr kreative und liebevolle Caches, wirklich. Hatte sich also wirklich gelohnt. Auch in der Berkeley-Gegend sind wir noch ein bisschen am Abarbeiten, aber tja, fertig werden wir nicht mehr.

Einen aber wollten wir unbedingt noch von unserer Liste streichen, den hatten wir naemlich vor laengerer Zeit schon mal gefunden, konnten ihn aber nicht loggen.

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Heute hatten wir die richtige Ausruestung dabei und Mathias konnte angeln!

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Ha! Schon wieder was zum von der Liste streichen!

Zum Beispiel: Die Kreditkarte

Ach ja. Kreditkarten. In der USA, dem Land des Konsumes und des Kredites. Ein leidiges Thema. Denn in der USA gibt es eine Zahl, die sehr wichtig ist. Diese Zahl heisst "Credit Score". Diese Zahl gibt an, wie kreditwuerdig jemand ist. Das ist an sich nicht voellig dumm, nur die Ausarbeitung ist etwas seltsam plus wenn man als Auslaender in das Land kommt ist es sehr schwierig, diese Credit History aufzubauen. Mathias hatte ja schon ein Bankkonto in den USA, aus Google Zeiten. Das hatte er offen lassen, denn je laenger ein Konto offen ist, desto besser fuer den Credit Score. Nur passierte dann ja die tolle Geschichte, dass die Bank ein Problem mit seiner Kreditkarte nur loesen konnte, indem sie seinen Account schlossen und einen neuen aufmachten. Da hatte er wohl einen ganz dummen Schaltermenschen erwischt. Jedenfalls konnte er dann noch einmal von Vorne anfangen als wir hierher kamen. Dazu kann er euch gerne die lange Geschichte erzaehlen. Nun aber zu mir. Ich dachte, diesen Krampf will ich mir nicht antun. Wir hatten zwar als wir herkamen eine Kreditkarte fuer mich beantragt, aber die ging wohl irgendwie unter, ich weiss nicht mehr genau. Ich glaube wir hatten nie ne Antwort bekommen. Jedenfalls hatte ich es dann bleiben lassen, weil: Ich hatte damals keinen Lohn, ich hatte eine Debitkarte fuer das gemeinsame Konto, und ich konnte ja Mathias' Kreditkarte benutzen wenn ich eine brauchte. Soweit also kein Problem. Aaaber, die Geschichte ist natuerlich noch lange nicht zu Ende. Denn: Es kam der Moment an dem wir uns entschieden, in den USA zu bleiben. Und mit dieser Entscheidung kam auch der Entschluss, die Bank zu wechseln, da unsere eine Katastrophe ist und wir das fuer 2 Jahre knapp ueberlebt hatten, uns aber keine 5 weitere Jahre zumuten wollen.

Mathias der Wissenschaftler recherchierte also und fand eine tolle Bank mit halbwegs brauchbaren Konditionen. Eroeffnete ein Konto, schaufelte einen grossen Teil unseres Geldes da drauf und war zufrieden. Knackpunkt: Ich bin nicht existent fuer diese Bank, da ich keine Credit History habe. Yay. Zudem wollen wir ja wahrscheinlich ein Haus kaufen in Lafayette, und auch fuer die Hypothek braucht man einen Credit Score. Zudem, wer weiss was noch kommen wird, wenn wir also in den USA bleiben macht es Sinn, wenn ich auch einen Credit Score aufbaue. Also habe ich bei der Bank bei der wir schon waren eine Kreditkarte beantragt. Der Typ auf der Bank kopiert meine Social Security Card, da ist die wichtigste Nummer drauf die man in diesem Land haben kann, so eine Art AHV-Nummer. Ah ja, hab ich vergessen zu erwaehnen, die hatte ich vor 2 Jahren natuerlich auch noch nicht. Aber jetzt schon. Also Kreditkarte beantragt. Nach 2 Wochen kommt ein Brief der Bank: Sie braeuchten eine Kopie dieser Social Security Karte. Ich war verwirrt, der Banktyp hatte die doch kopiert, aber was solls, nochmal kopiert und abgeschickt. Wieder zwei Wochen spaeter kommt Post, Antrag wurde abgelehnt. Weil ich kein Resident sei.

Also bin ich wieder zur Bank gegangen und hab ganz vorsichtig nachgefragt - ich wollte nicht, dass sie noch auf die Idee kommen, Mathias' Karte zuzumachen!! Man weiss ja nie... Jedenfalls stellt sich raus, eben weil ich noch keinen Credit Score habe trauen die mir nicht. Aber es gibt eine Alternative: Ich beantrage eine vorbezahlte Kreditkarte. Ich zahle $300 ein und dann kriege ich eine Kreditkarte ueber 300 Dollar. Toent seltsam, ist aber so - das ist so eine Art Einsteigerkarte, eben um Credit Score aufzubauen. Also beantragt. Zwei Wochen spaeter Post: Sie braeuchten eine Kopie meine Social Security Karte. Ich kriege Kraempfe, kopiere diesen Foetzel und schicke ihn ab. Zwei Wochen spaeter erneute Absage. Ich gingge ein halbes Loch in die Wand. In einem Schlachtplan beschliessen wir, eine andere Kreditkarte zu beantragen, die zwar 30 Dollar Gebuehren pro Jahr kostet, aber die ich auch tatsaechlich bekomme. Natuerlich auch wieder vorherbezahlt. Ein paar Wochen spaeter halte ich das Ding endlich in der Hand und kann es kaum glauben. Yay...

Wie baut man Credit Score auf? Nun, es ist wichtig, die Kreditkarte oft zu benutzen, aber nicht zu oft. Sprich: Wenn die Rechnung kommt, sollten etwa 20%, sicher aber unter 30% der Limite gebraucht sein. Wenn dann die Rechnung kommt, muss man sie sofort und ganz zahlen, also keine Ratenabzahlung. Ist ja kein Problem, bei mir sind 20% ja eh nur 80 Dollar!

Nachdem ich das zwei Monate lang gemacht hatte, bekam ich endlich meinen Credit Score. Keinen perfekten, aber immerhin bin ich jetzt kein unbeschriebenes Blatt mehr. Hallelujah, was fuer ein Spiessrutenlauf. Und das war die Kurzfassung. Wer die lange Fassung oder Mathias' Geschichten hoeren will, darf uns gerne zu ganz viel Bier einladen. Fuer Loecher in der Wand uebernehmen wir keine Haftung.

Zum Beispiel: Der Arzt

Nachdem die Uni zwei Jahre lang massenhaft Geld fuer unsere Krankenkasse verbuttert hatte und wir praktisch nix davon gebraucht hatten, dachten wir, wir gehen mal noch zum Arzt. Ich wollte neue Kontaktlinsen - die gibts hier nur auf Rezept, die Augenaerzte scheinen eine gute Lobby zu haben! Die checken also meine Krankenkasse und bestaetigen mir, dass diese "Exam und $105 an entweder Brille oder Linsen" bezahlen. Ich geh also zum Optiker, der guckt sich meine Augen an, am Schluss krieg ich Linsen fuer ein halbes Jahr fuer $15 (statt $120, Krankenkasse zahlt $105). Soweit so gut. Dann soll ich aber noch $60 zahlen fuer Contact Lens Exam. Wie bitte? Ich dachte, Exam sei gedeckt? Stellt sich heraus: Die allgemeine Augenuntersuchung ist dabei. Die spezielle Kontaktlinsenuntersuchung aber nicht. Aber das wird einem natuerlich nicht vorher gesagt. Aha. Gut, ich weiss wer seine Linsen ab jetzt wieder in Europa bestellen wird! Und es geht mir noch nicht mal um die $60. Aber dass sie einen so hintergehen, statt einem einfach zu sagen was Sache ist, das geht mir echt auf den Keks.

Zum Beispiel: Die Leute

Allzu viele Freunde hatten wir ja nicht hier in der Gegend. Trotzdem gibt es die einen oder anderen Leute, die uns ans Herz gewachsen sind. So zum Beispiel die Pradels: Wir sind sehr froh, dass sie auch nach Berkeley gekommen sind und wir ein paar mal mit ihnen was unternehmen konnten! Diesmal waren wir wieder dran mit Znacht kochen. Und danach wurde geboxt:

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Pew pew!

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Anschliessend fuehrte Mathias noch seinen Heli vor.

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Zudem bekamen wir mal wieder Besuch, Cornel und Maike kamen auf ihrer Hochzeitsreise bei uns vorbei. Wir besuchten mit ihnen wieder einmal San Francisco - alleine gehen wir eigentlich nie rueber.

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Leider habe ich nur dieses eine Foto, weil ich vergessen habe, Maike nach ihren zu fragen, aber ist ja eigentlich Wurscht, unterdessen weiss glaub jeder wie San Francisco so aussieht. Und wie ihr seht ist es immer noch abends frisch und windig!

Auf dem Rueckweg machten wir eine Bartour durch El Cerrito und Albany. Viel getrunken hatten wir eigentlich nicht, hier macht ja alles um zwei zu, aber wir hatten es sooo lustig. Zuhause angekommen sassen wir noch ewig am Kuechentisch, und ich hab keine Ahnung mehr warum ich gelacht habe, aber ich weiss noch, dass ich mich scheckig gelacht hatte! Das war so erloesend irgendwie, einfach mal wieder eine gute Zeit haben mit Freunden. Da war es mir dann sogar egal dass am naechsten Tag eine Nachbarin den Mathias subtil fragte, ob wir eine Party hatten.

Tja, und dann gibt es noch die Leute von hier, von denen wir uns verabschieden muessen. Ich musste mich letzten Freitag von der Familie verabschieden, bei denen ich eineinhalb Jahre lang gebabysittet hatte. Schon sehr surreal zu wissen, dass ich sie wahrscheinlich nie mehr sehen werde. Aber es gibt ja Internet, so kann ich wenigstens ab und zu ein paar Fotos sehen.

In zwei Wochen muss ich mich dann auch von den Kiddies der Daycare verabschieden. Nicht ganz einfach! Trotzdem bin ich froh um die vielen Erfahrungen, die ich hier machen durfte. Es war zwar eine muehsame und anstrengende Zeit (siehe Kreditkarte......), aber es gab ja schon auch viele gute Momente und Zeiten.

Jo, das sind so einige Bereiche in denen sich die Aufbruchsstimmung bemerkbar macht. Nur den Mathias laesst das im Moment ziemlich kalt, der gurkt gerade noch in Asien rum, im Moment ist er an einem Meeting in Singapur. Am Donnerstag kommt er zurueck, und dann kommt ja auch seine Tante Marianne noch fuer ein paar Tage vorbei. Und dann, tja, dann heisst es Abschied nehmen von Berkeley! Ich glaube alles in allem sind wir froh, dass wir weg kommen und einen Neustart machen koennen. Trotzdem, ein bisschen wehmuetig bin ich schon. Wenn ich so zum Fenster rausschaue und den Sonnenuntergang und die Golden Gate Bridge und The City sehe... Aber wir haben auch gelernt, wie viel von den Menschen abhaengt, die einen umgeben. Und daher hoffen wir, dass wir in West Lafayette ein paar Spinner finden, die mit uns lustige Sachen unternehmen. Und dann ist es uns egal, dass wir irgendwo in der Pampa wohnen. We'll see.

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